Unconditional Teaching zwischen Machtkritik, Beziehung und Lernen
Diesen Versuch, die für Unconditional Teaching zentrale Begriffe und Konzepte ein bisschen zu systematisieren, hat Tyll für sein Seminar an der Uni Bielefeld entwickelt.
Das Seminar, das ich im Wintersemester 2022/23 zum Thema „Unconditional Teaching als Paradigma für machtsensible und beziehungsreiche Lehre“ unterrichte, ist ein wundervoller Anlass, die zentralen Konzepte, Begriffe und Prämissen zu klären und zu systematisieren, auf denen unser Denken und unsere Praktik basiert.
Auf der Grafik unten habe ich ein Framing versucht, das Unconditional Teaching als Lehrphilosophie an der Schnittstelle zwischen einer Kritik an Machtstrukturen in institutionalisierter Bildung, einer radikalen Hinwendung zu Lehr-Lern-Beziehungen und einem neugierigen Interesse an individuellem und gemeinschaftlichem Lernen positioniert.
Zwischen diesen drei Polen sind die Konzepte angesiedelt, die für uns entweder schon immer wichtig waren – etwa unser diskursanalytisches Theorie-Arsenal aus der Kulturwissenschaft, unser radikal konstruktivistisches Verständnis von Lernprozessen und Gleichwürdigkeit als Basis unserer Kommunikation mit Studierenden – oder die wir uns im Laufe der Zeit erarbeitet haben, um unsere Haltung und Praxis genauer zu beschreiben – etwa Chancengerechtigkeit als Ziel und Effekt von Unconditional Teaching oder Lösungsfokus als professionelle Haltung und Kommunikationstechnik.
Dabei habe ich versucht, die Praxis mindestens zu implizieren, die aus diesen Konzepten folgt: zum Beispiel erfordert Machtsensibilität als Prämisse das Checken unserer Privilegien als Praxis; Gleichwürdigkeit als Haltung erfordert empathisch kommunizierendes Handeln; Bewusstsein für die schädlichen Effekte von Notengebung erfordert das aktive Bemühen um bewertungsfreie Lernkontexte.
Diese Darstellung ist ein work in progress. Unconditional Teaching als Projekt ist aus unserer Lehrpraxis entstanden, nicht aus einer Theorie: Wir hatten konkrete Probleme zu lösen und Hürden zu überwinden, die die stark hierarchisch organisierte Bildungsinstitution uns und unseren Studierenden entgegenstellt. Wir haben angefangen damit, unsere pragmatischen Lösungen und Best Practices zu beschreiben und dann zu analysieren, warum sie funktionieren – dabei hat uns unsere Kenntnis machtkritischer Theorie geholfen.
Aber wir haben immer wieder auch neue Framings und Ansätze entdeckt, die hilfreich waren, unsere eigenen Gedanken und Praktiken in Worte zu fassen. Das ist kein abgeschlossener Prozess.
Falls du etwas mit dieser Systematisierung anfangen kannst oder Fragen zu unserem Verständnis bestimmter Begriffe hast, schreib gerne unten einen Kommentar! Wir freuen uns über Austausch. :)
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